Gelebte Inklusion - das Ende des Fachkräftemangels? | Mach es in Brandenburg (18)

Shownotes

Die UFA GmbH in Potsdam hat trotz Fachkräftemangels keine Probleme, freie Stellen zu besetzen. Und das liegt nicht am Hype für Jobs, die “etwas mit Medien” zu tun haben. Die Zeiten sind vorbei, meinen Jeanette Venske und Janna Bardewyck. Aber die beiden Personalerinnen haben mit ihrer Abteilung im vergangenen Jahr den Brandenburger Ausbildungsoskar erhalten - für gelebte Inklusion in Ihrem Unternehmen. Und die Auszubildenden sind sogar die diverseste Gruppe in der UFA.

“Diversität gibt’s es bei uns nicht nur auf dem Papier, sondern ist ein gelebter Wert. Wir haben uns zu mehr Inklusion vor und hinter der Kamera verpflichtet, weil wir den Zensus der in Deutschland lebenden Menschen on-screen abbilden möchten. Also wie schaffen wir es vor der Kamera diverser werden? Wir müssen hinter der Kamera diverser werden”, erklärt Venske.

Warum sich das Medienunternehmen zu dem Schritt entschieden hat und worauf man achten sollte, wenn man sein Team diverser aufstellen möchte, erklären die beiden HR-Spezialistinnen im Gespräch mit unserem Host, Stefanie Schuster.

Im Anschluss geht es weiter zur IHK Potsdam, zum Fachbereichsleiter Unternehmensförderung, Torsten Stehr. Der steuert nicht nur ein paar Tipps zu Förderprogrammen und IHK-Unterstützungsleistungen bei: “Der Grad an Behinderung auf dem Dokument sagt nichts über die Leistungsfähigkeit aus. Der Gewinn ist bei den Unternehmen, die es gewagt haben viel größer, denn der Teamgeist in der Belegschaft ist gewachsen, sie haben Menschen mit hoher Loyalität, Motivation und auch mit besonderen Fähigkeiten gewonnen.”

Viel Spass beim Reinhören!

(Foto und Host: Stefanie Schuster)

Transkript anzeigen

00:00:00: Jeder hat seine eigenen Erfahrungswerte.

00:00:02: Von dieser Diversität kann man beidseitig profitieren.

00:00:06: Nur mit dieser Diversität können wir auch erfolgreich unseren Job machen.

00:00:10: Wir möchten den Zensus der in Deutschland lebenden Gesellschaft

00:00:13: gerne on-screen abbilden.

00:00:15: Und Menschen mit Behinderung sind ein großer Teil davon.

00:00:19: Und wie schaffen wir es, vor der Kamera diverser zu werden?

00:00:21: Wir müssen hinter der Kamera diverser werden.

00:00:24: * Musik *

00:00:27: Rund 700.000 Stellen konnten deutsche Unternehmen

00:00:34: bis zum Oktober 23 nicht besetzen.

00:00:37: Ein Rekord hoch.

00:00:39: Der allgegenwärtige Fachkräftemangel droht,

00:00:42: zum Haupthindernis des Wirtschaftswachstums in Deutschland zu werden.

00:00:47: Möglicherweise deshalb schlägt jetzt die Stunde derer,

00:00:51: die bislang auf den deutschen Arbeitsmarkt eher übersehen wurden.

00:00:56: Menschen mit diesen oder jenen Behinderungen.

00:01:00: Denn viele Firmen scheuen ihre Einstellung.

00:01:03: Zu Unrecht hat das Babelsberger Unternehmen die Ufa herausgefunden.

00:01:08: Mit Jana Badewig und Jeanette Fenske aus der Abteilung

00:01:13: "Human Resources" rede ich heute darüber,

00:01:16: wie echte Inklusion aussieht.

00:01:19: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von "Mach es in Brandenburg".

00:01:24: Dem Podcast der IHK Potsdam.

00:01:27: Mein Name ist Stefanie Schuster.

00:01:29: Ich freue mich, dass Sie eingeschaltet haben.

00:01:32: Guten Tag, Frau Badewig.

00:01:35: Einen wunderschönen guten Tag.

00:01:37: Und guten Tag, Frau Fenske.

00:01:39: Hallo auch von meiner Seite.

00:01:41: Liebe Frau Badewig, ich habe es schon in der Anmoderation angesprochen.

00:01:45: Es gibt ein gigantisches Angebot an offenen Stellen in deutschen Unternehmen.

00:01:50: Überall fehlen Fachkräfte, aber nicht bei Ihnen.

00:01:54: Ist das eigentlich, weil die Filmbranche insgesamt immer noch

00:01:57: als Traumfabrik gilt?

00:01:59: Ich glaube, den Traum haben wir alle ausgeträumt.

00:02:02: Ich glaube, dass die Medienbranche nicht mehr so glorifiziert wird,

00:02:06: wie das vor ein paar Jahren noch so war.

00:02:08: Ich glaube aber auch, dass wir immer noch weniger Probleme haben

00:02:12: als manche andere Branchen.

00:02:13: Wenn Sie nun eine Stelle ausschreiben, kommen Sie dann

00:02:18: dreimal mehr Bewerberinnen und Bewerber?

00:02:20: Oder ist das eher mehr?

00:02:22: Und wie viele Stellen schreiben Sie überhaupt aus im Jahr?

00:02:25: Wir schreiben unterschiedlich viele Stellen aus.

00:02:28: Es kommt immer darauf an, wie viele Filme drehen wir.

00:02:31: Aber es sind weit über 100, 200 Stellen, die wir besetzen.

00:02:35: Da hat man einiges an Routine im Auswahlverfahren.

00:02:39: Ich spring gleich mal rein.

00:02:41: Ich sitze ja nicht hier, weil ich auch immer mal was mit Medien machen wollte,

00:02:45: sondern ich sitze hier, weil Sie im vergangenen Jahr

00:02:48: einen Ausbildungs-Oskar des Landes Brandenburg bekommen haben.

00:02:53: Sie gehörten unter den 70 bewerbenden Unternehmen

00:02:57: tatsächlich zu den Allerbesten.

00:03:00: Was haben Sie richtiger gemacht als andere?

00:03:02: Als allererstes mal waren wir wahnsinnig überrascht.

00:03:05: Das kann ich sagen.

00:03:06: Wir haben uns zum allerersten Mal beworben.

00:03:08: Und darum hat es mich umso mehr gefreut,

00:03:10: dass wir den Ausbildungspreis bekommen haben.

00:03:14: Und was man definitiv sagen kann,

00:03:16: ist, dass unsere auszubildenden, mitarbeitenden Gruppe,

00:03:20: die diverseste Gruppe im ganzen Unternehmen ist,

00:03:23: das ist auf natürliche Art und Weise so entstanden.

00:03:26: Darauf sind wir sehr stolz.

00:03:28: Das heben wir auch innerhalb des Unternehmens immer gerne wieder hervor.

00:03:31: Und uns ist einfach wichtig, dass die Menschen,

00:03:33: die bei uns in ihr Berufsleben starten,

00:03:36: eine gute Ausbildung bekommen

00:03:38: und sich vor allen Dingen auch erst noch mal selber kennenlernen dürfen.

00:03:42: Sie geben dem Ganzen also ein bisschen mehr Raum.

00:03:46: Und nun bin ich bei Ihnen doch wieder Frau Fenske

00:03:48: als Inklusionsbeauftragte dieses doch großen Unternehmens.

00:03:53: Sie nehmen auch Bewerberinnen und Bewerber mit Behinderungen

00:03:58: ganz bewusst mit auf. Ist das richtig?

00:04:00: Ja, das ist richtig.

00:04:01: Wir versuchen auch, viele Sachen möglich zu machen,

00:04:04: sei es Praktika, damit die Menschen erst mal in den Beruf reinschnuppern können,

00:04:09: wie man so schön sagt.

00:04:10: Da gucken wir uns jede Situation ganz individuell an und schauen,

00:04:14: wie können wir Dinge möglich machen.

00:04:16: Wir haben auch vor ein paar Jahren mit einer Kooperation

00:04:19: mit dem Oberlin Berufsbildungswerk hier in Potsdam begonnen.

00:04:22: Das hat schon einen deutlichen Mehrwert auf jeden Fall gebracht.

00:04:25: Ist das Teil dieser Erwachsen-Werden-Strategie, Frau Badewig?

00:04:30: Erwachsen werden gilt, glaube ich, nicht nur für Menschen mit Behinderung,

00:04:34: aber auch für junge Menschen.

00:04:37: Aber wir sind schon sehr froh, dass wir Menschen,

00:04:40: die eine Beeinträchtigung mitbringen, bei uns eine Chance geben können.

00:04:45: Weil wir durchaus, nicht zuletzt auch im Gespräch mit dem Oberlinhaus,

00:04:49: natürlich die Erfahrung gemacht haben,

00:04:51: dass Menschen, die eine Beeinträchtigung mitbringen,

00:04:54: es häufig schwerer haben auf dem Arbeitsmarkt.

00:04:57: Und sofern es uns möglich ist, möchten wir gerne diese Hürde überwinden können.

00:05:03: Wie kam es denn eigentlich, dass die Ufer,

00:05:05: die ja ein großes Unternehmen ist und wo man immer denkt,

00:05:08: da gehen nur die ganz schönen und die ganz schlauen

00:05:12: und die ganz talentierten überhaupt hin?

00:05:14: Wie kommt es, dass sie eine solche Affinität zum Thema Menschen

00:05:17: mit Behinderungen entwickelt haben?

00:05:19: Ich glaube einfach, dass wir uns grundsätzlich aufgestellt haben

00:05:23: zum Thema Diversität.

00:05:25: Da kann Jeanette auch gleich noch ein bisschen mehr zu erzählen.

00:05:29: Für uns ist der Diversitätsgedanke ein sehr hoher Wert,

00:05:33: der nicht nur irgendwo auf einem Papier steht,

00:05:35: in einer Selbstverpflichtung, die wir uns auch selbst auferlegt haben,

00:05:38: sondern ein gelebter Wert.

00:05:40: Und da machen wir eben auch bei der Ausbildung keinen Unterschied.

00:05:44: Genau, wir als Ufer haben 2020, war das, glaube ich,

00:05:47: den Diversity Circle gegründet.

00:05:50: Das bedeutet, dass Kolleginnen sich für die Vielfalt-Dimensionen

00:05:54: einsetzen wollen und diese Themen aktiv vorantreiben möchten.

00:05:57: Und ich bin unter anderem für den ganzen Bereich Inklusion zuständig.

00:06:01: Und wir haben uns zu mehr Diversität vor und hinter der Kamera verpflichtet.

00:06:06: Wir möchten den Sensors der in Deutschland lebenden Gesellschaft

00:06:09: gerne on-screen abbilden.

00:06:11: Und Menschen mit Behinderung sind ein großer Teil davon.

00:06:14: Sie sind viel zu wenig zu sehen in Formaten.

00:06:17: Und ich denke, es ist für alle Personen wichtig, Rollen vorbilder zu haben,

00:06:21: mit dem man sich identifizieren kann.

00:06:23: Und wie schaffen wir es, vor der Kamera diverser zu werden?

00:06:26: Die Menschen müssen hinter der Kamera diverser werden.

00:06:28: Denn die Geschichten müssen von den richtigen Menschen erzählt werden.

00:06:32: Die Menschen müssen gehört werden.

00:06:34: Daher ist es einfach ein sehr großes Thema für uns,

00:06:37: was wir unbedingt vorantreiben möchten.

00:06:39: Wie geht denn das einfach mal so? Diverser werden?

00:06:42: Streut man die Anzeigen in eine andere Richtung?

00:06:45: Oder Sie sehen das jetzt nicht, aber Frau Badewig knickt schon heftig.

00:06:49: Man muss also in andere Richtungen inserieren, denken,

00:06:52: muss man auch anders formulieren.

00:06:54: Und das ist auch das Frau Badewig.

00:06:56: Als Allererstes ist es tatsächlich so,

00:06:58: dass wir gezielt auf Kanälen rekrutieren

00:07:01: und unsere Stellenangebote oder Ausbildungsangebote platzieren,

00:07:04: wo eben Menschen mit Behinderungen besonders hervorgehoben werden,

00:07:08: einen besonderen Platz haben.

00:07:10: Ich glaube, es ist ganz, ganz wichtig,

00:07:13: sich das gar nicht so plakativ vorzunehmen,

00:07:15: sondern Menschen einfach als Menschen zu behandeln

00:07:17: und jeden gleichberechtigt erst einmal anzugucken.

00:07:20: Natürlich müssen wir individuell schauen,

00:07:23: wie wir uns die Möglichkeiten können,

00:07:25: wir auch realistisch anbieten bei unterschiedlichsten Berufen

00:07:28: und in unterschiedlichsten Abteilungen und diversen Teams.

00:07:31: Aber Diversität betrifft uns ja nicht nur im Sinne,

00:07:34: dessen, dass wir Menschen mit Behinderungen einstellen,

00:07:37: sondern Diversität ist ja ein sehr, sehr breites Feld.

00:07:40: Und auch da sind wir sehr daran interessiert,

00:07:42: dass unsere Teams und unsere Mitarbeitenden

00:07:45: so divers wie möglich aufgestellt sind.

00:07:48: Und in der Ausbildung ist uns das bisher schon sehr, sehr gut gelungen.

00:07:51: Wie Sie sehen, ist wie Frau Fenske nickt die ganze Zeit.

00:07:55: Auf welche Plattformen also sind Sie gegangen, Frau Fenske?

00:07:58: Wir sind auf die Plattform "My Ability" aufmerksam geworden

00:08:01: und haben sogar konzernweit bei Bertitzmann

00:08:04: eine Kooperation mit denen gestartet.

00:08:07: Also alle Unternehmen von Bertitzmann veröffentlichen alle Stellen

00:08:11: auf dieser Plattform, die extra für Menschen mit Behinderung ist.

00:08:14: Aber auch in allen anderen Bereichen.

00:08:16: Wir ergreifen viele Maßnahmen, Schulungen, Workshops.

00:08:20: Wir machen darauf aufmerksam, wir reden darüber.

00:08:23: Wir haben auch nicht die perfekte Lösung,

00:08:25: aber wir scheuen uns nicht, den Weg zu gehen.

00:08:27: Und ich finde, das ist immer so wichtig, schon mal loszugehen.

00:08:31: Man stolpert mal dabei, man lernt dazu, man macht Fehler.

00:08:33: Aber es ist einfach wichtig, dass wir das Thema angehen

00:08:36: und eine Vision dahinter haben.

00:08:38: Bevor ich darauf komme, dass das ein holpriger Weg ist

00:08:41: mit Hürden und Hindernissen,

00:08:43: möchte ich noch mal kurz zurückgehen auf das Hindernisbewerbung.

00:08:47: Also viele Menschen mit Behinderungen sehen,

00:08:51: stellen Ausschreibungen gar nicht?

00:08:53: Also wir schreiben auch auf allen anderen Plattformen aus.

00:08:56: Von Social Media über LinkedIn, DWDL, auf unserer Homepage.

00:08:59: Aber auch exizit nochmal auf den besonderen Plattformen,

00:09:03: um nochmal zu betonen, dass die Leute wirklich sehr herzlich willkommen

00:09:06: sind, sich hier bei uns zu bewerben.

00:09:08: Das heißt, die Schere beginnt schon im Kopf der Menschen

00:09:12: mit Behinderungen zu schneiden,

00:09:14: bevor sie überhaupt zur Zeitung greifen

00:09:17: oder auf eine Online-Börse gehen, um sich einen Job zu suchen.

00:09:21: Ist das die Erfahrung, die sie gemacht haben?

00:09:24: Ich glaube tatsächlich eher, dass es gut ist,

00:09:27: dass Menschen mit Behinderungen, die, glaube ich, schon in unserer Gesellschaft,

00:09:30: oft noch größere Hürden haben, als wenn sie keine Behinderung haben.

00:09:34: Das ist schön, dass sie die Möglichkeit haben,

00:09:36: eben auf diesen besonderen Plattformen gezielt nach Stellenangeboten zu gucken,

00:09:41: von Unternehmen, die eben offen sind,

00:09:44: dafür Menschen mit Behinderungen einzustellen.

00:09:46: Manchmal gibt es natürlich noch diesen Zusatz,

00:09:49: dass Menschen mit Behinderungen und gleichwertiger Berufsausbildung

00:09:53: oder Berufserfahrungen natürlich bevorzugt behandelt werden.

00:09:56: Gleichzeitig ist eine solche gezielte Plattform etwas,

00:10:00: was wir sehr begrüßt haben, weil wir genau wissen,

00:10:03: da treffen wir genau die Zielgruppe an,

00:10:06: die wir nochmal ergänzend einladen möchten.

00:10:09: Ja, und vielleicht ist auch vielen gar nicht bewusst,

00:10:11: dass hier so viele Jobs hinter der Kamera sind,

00:10:14: die alle zu besetzen sind, die wir alle ausüben können,

00:10:17: mit Behinderung, ohne Behinderung.

00:10:19: Es spielt oftmals überhaupt gar keine Rolle

00:10:21: oder hat sogar ein Mehrwert.

00:10:23: Insofern müssen wir, glaube ich, darauf aufmerksam machen,

00:10:26: was gibt es alles und dass jeder auch wirklich herherzlichen bekommen ist.

00:10:29: Sie haben das eben schon mal betont,

00:10:32: dass die Diversität der Bevölkerung ein Gewinn ist,

00:10:35: und zwar vor und hinter der Kamera.

00:10:37: Wie sieht denn so ein Diversitätsgewinn aus?

00:10:40: Ich glaube, dass wir alle mit unseren Fähigkeiten,

00:10:43: egal welche Herkunftsfähigkeit, welche Perspektive man hat,

00:10:47: einen absoluten Gewinn für das Unternehmen bringt.

00:10:50: Es sind so viele unterschiedliche Sichtweisen und Erfahrungen,

00:10:54: die alle in eine Unternehmenskultur einfließen

00:10:57: und somit auch in unserem speziellen Fall Auswirkungen

00:11:00: auf unsere Formate haben, was sehr super ist.

00:11:02: Können Sie vielleicht

00:11:05: ein dieser Erfolgen nennen, Frau Fenske,

00:11:08: wo man sagt, diesen Blickwinkel hatten wir vorher nicht?

00:11:11: Ja, wir haben zum Beispiel letztes Jahr

00:11:13: eine Serienausschreibung gestartet zum Thema Perspective Matters.

00:11:17: Damit wollen wir im Laufe der Jahre

00:11:20: jetzt immer unterschiedliche Diversitätspunkte

00:11:23: besonders in den Fokus stellen.

00:11:24: Und letztes Jahr war es das Thema Menschen mit Behinderung.

00:11:27: Wir haben also eine öffentliche Ausschreibung gemacht,

00:11:30: sodass filmschaffende Geschichten

00:11:32: aus der Lebenswelt von Menschen mit Behinderung erzählen können.

00:11:35: Wir haben so tolle Serienausschreibungen bekommen.

00:11:38: Wir haben jeden Stoff gelesen

00:11:40: und haben uns die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht.

00:11:43: Es war viel Diskussion, viel Leidenschaft dabei,

00:11:46: welcher Stoff gewinnt.

00:11:48: Wir haben das zusammen mit Raul Krauthausen gemacht,

00:11:50: auch mit Rollenfang zusammen.

00:11:52: Wir hatten auch Expert*innen mit dabei.

00:11:54: Und ein Format hat gewonnen.

00:11:56: Und dieses Format werden wir jetzt auch weiterentwickeln, verkaufen.

00:12:00: Ich glaube, allein das ist ein Supermehrwert.

00:12:03: Selbstwirksamkeit in der sichtbarsten Form.

00:12:06: Nun haben sie ja auch ein großes Unternehmen

00:12:08: und man könnte sagen, na klar,

00:12:10: sie machen es vielleicht auch ein bisschen, weil sie das müssen.

00:12:14: Wie viel Mitarbeiter haben sie hier, Frau Badewig?

00:12:18: Und wie hoch wäre die Quote derer,

00:12:20: die sie an Menschen mit Behinderungen besetzen müssten?

00:12:24: Also, wir sind roundabout,

00:12:25: inklusive aller Produktionen im Jahr

00:12:28: ungefähr tausend Mitarbeitende, kann man sagen.

00:12:31: Das ist immer ein bisschen schwierig zu beantworten,

00:12:33: weil wir das pro Juni betrachten.

00:12:36: Wir haben ja fünf unterschiedliche Units.

00:12:38: Jede Unit hat unterschiedlich viele Mitarbeiter,

00:12:40: dementsprechend müssen wir unterschiedlich viele einstellen.

00:12:44: Und dadurch, dass wir dann auch noch produzieren,

00:12:46: variiert das sehr, sehr stark von Jahr zu Jahr.

00:12:49: Was allerdings schade ist, dass viele Kolleg*innen,

00:12:52: vor allem die Projektbasiert bei uns arbeiten,

00:12:55: oftmals gar nicht angeben,

00:12:56: dass sie ein Schwerbehinderten-Ausweis haben.

00:12:59: Entweder, weil sie es gar nicht für nötig erachten,

00:13:02: weil die können ihren Job ja so oder so machen,

00:13:04: oder vielleicht traut sich die eine oder andere Person auch nicht,

00:13:08: oder möchte damit gar nicht identifiziert werden.

00:13:11: Manche Menschen sind sich vielleicht auch mit ihrem Schwerbehinderungsgrad

00:13:15: oder mit einer grundsätzlichen Einschränkung,

00:13:18: die eine Person mitbringt, gar nicht bewusst darüber,

00:13:21: dass trotz einer Einschränkung,

00:13:23: vielleicht gerade in der Arbeitswelt,

00:13:25: auch Vorteile entstehen können.

00:13:27: Versuchen wir, Mitarbeiter auch schon im Einstellungsprozess

00:13:31: dazu zu ermuntern, die Angabe zu machen.

00:13:34: Aber es ist absolut freiwillig.

00:13:36: Gleichzeitig bedeutet das einfach aber auch,

00:13:39: dass wir gegebenenfalls unter den durchschnittlich bis zu 1000

00:13:42: Mitarbeitenden pro Jahr bei uns gar nicht von all denen wissen,

00:13:46: die eine Schwerbehinderung haben.

00:13:48: Nun haben wir den Weg mit seinen Hürden und Hindernissen

00:13:53: schon gestreift, Frau Fenske.

00:13:55: Das haben sie eben schon als Stichwort.

00:13:57: In den Raum geworfen,

00:13:58: wenn man an die Anstellung von Menschen mit Behinderungen denkt,

00:14:02: blödes Klischee,

00:14:03: dann denkt man eigentlich vor allem an Menschen mit Behinderungen,

00:14:08: die sichtbar sind.

00:14:09: Also ein Blindenstock.

00:14:11: Eine Gehilfe ist das eigentlich so,

00:14:16: dass diese Umbauten bei ihnen nötig waren.

00:14:20: Sie sitzen hier in der Diana-Straße auf dem Ufagelände.

00:14:25: Das sind alles neue Gebäude.

00:14:27: Mussten sie zusätzliche bauliche Veränderungen vornehmen?

00:14:31: Ich finde, das ist immer so individuell,

00:14:33: weil es gibt ja so viele unterschiedliche Behinderungen,

00:14:36: dass Barrierefreiheit wirklich ein sehr großer Begriff ist.

00:14:39: Wichtig ist, dass alle dafür sensibilisiert sind,

00:14:42: dass wir offen dafür sind und man gar nicht daran denken muss,

00:14:46: oh mein Gott, ich muss jetzt ein ganzes Gebäude umbauen.

00:14:48: Wir haben mit so vielen Kleinigkeiten schon viel bewirkt.

00:14:51: Wir haben uns tatsächlich mit dem Integrationsamt

00:14:54: von Potsdam zusammengesetzt.

00:14:56: Wir waren superfreundlich.

00:14:57: Ich habe ihnen erzählt, dass ich gerne auch hier barrierefreier

00:15:00: werden möchte.

00:15:01: Und die sind hergekommen, haben sich mit uns das Gebäude angeschaut.

00:15:04: Und oftmals waren das so Kleinigkeiten.

00:15:06: Vieles haben wir automatisch schon richtig gemacht.

00:15:08: Zum Beispiel Höhlenverstellbar, Schreibtische, flexibles Arbeiten,

00:15:12: Homeoffice oder Arbeitszeit.

00:15:14: Anpassen reduzieren. Wir haben Kleinigkeiten an die Hand bekommen, sei es die Stufen im Treppenhaus

00:15:20: sichtbarer zu machen. Wir sind auch mit dem Facility Management hier durchgelaufen und da wurde uns

00:15:25: nahegelegt, dass wenn wir mal jemanden im Rollstuhl hätten, dass wir unsere Notausgänge anpassen

00:15:31: müssten, die sind nicht barrierefrei oder der Zugang zum Kino. Das haben wir dann tatsächlich

00:15:36: direkt mit unserer damaligen Geschäftsführung besprochen und es gibt ja auch den Aktionsplan

00:15:42: für Inklusion von Bertitzmann, an dem wir uns sehr stark orientieren und ein großer Teil davon sind

00:15:47: halt bauliche Rahmenbedingungen und wir haben tatsächlich direkt ein Budget dafür frei bekommen

00:15:53: und durften all diese Dinge anpassen, weil natürlich Gehweg-Anpassungen und Notausgänge

00:15:58: anpassen doch etwas teurer sind. Das waren aber jetzt nichts, wo sie gesagt haben, das müssen

00:16:03: wir sofort machen, weil wir gerade ja gar nicht dem Bedarf danach hatten. Wir wollten aber zeigen,

00:16:08: wir nehmen das ernst, wir machen das schon mal. Sollte es in einem Unternehmen tatsächlich dazu

00:16:13: kommen, dass etwas angepasst werden muss aufgrund von Personen, die dort arbeiten, ist es ja immer

00:16:18: noch möglich, auch Förderungen zu beantragen. Frau Badewig? Ich glaube auch, dass Unternehmen sich

00:16:24: gar nicht als erstes die Frage stellen sollten, entstehen mir große Kosten, wenn ich Menschen

00:16:29: mit Behinderungen einstelle oder nicht, weil ich glaube, es gilt erstmal sich auf den Weg zu

00:16:33: machen und den ersten Schritt vor dem zweiten zu gehen und gleichzeitig gibt es auch so viele

00:16:37: Behinderungen, die nicht so plakativ sichtbar sind, mit denen man sich vielleicht erst einmal auseinandersetzen

00:16:43: sollte, weil auch Menschen mit Behinderungen, die nicht sofort sichtbar sind und die nicht

00:16:48: offensichtlich eine bestimmte Förderung benötigen, sind auf jeden Fall Menschen dahinter, die auch

00:16:56: gerne arbeiten möchten. Also es wird immer individuell geguckt, was braucht die Person gerade

00:17:01: und was können wir möglich machen und bisher konnten wir alles möglich machen. Davon profitiert

00:17:06: ja das ganze Team. Gibt es eigentlich Grenzen der Inklusion? Wir haben das noch nicht erlebt

00:17:12: und auch da gilt, ich glaube über die Brücke gehen wir, wenn wir davor stehen. Aber natürlich muss

00:17:17: man sagen, bei all den schönen Dingen, die wir uns vornehmen, sind und bleiben wir doch ein

00:17:23: Wirtschaftsunternehmen und auch wir werden am Ende nicht alles möglich machen können. Wie könnte

00:17:29: diese Grenze aussehen? Wir haben tatsächlich in Köln die Erfahrung gemacht. Wir haben ja auch

00:17:34: einen Produktionsstandort in Köln und sind dort auf einem Studiogelände und sind quasi angewiesen

00:17:40: auf den Dienstleister und scheint jetzt kann das ein bisschen besser erzählen. Aber tatsächlich gibt

00:17:45: es dort einfach die Herausforderung, dass wir nicht die Barrierefreiheit gewährleisten können,

00:17:51: die wir uns für mitarbeitende oder potenzielle mitarbeitende wünschen würden. Und grundsätzlich

00:17:57: ist es aber so, dass wir dadurch, dass wir ja auch dann manchmal nur Mieter eines Objekts beispielsweise

00:18:04: sind, dass uns da schon Grenzen gesetzt sind, weil örtliche Gegebenheiten einfach nicht so sind,

00:18:10: wie wir sie uns vielleicht wünschen. Ich habe damit begonnen, dass ich gesagt habe, möglicherweise

00:18:15: werden jetzt Menschen mit Behinderungen endlich die nötige Aufmerksamkeit erhalten als großes

00:18:22: Arbeitskräfte-Reservoir. Merken Sie, dass Menschen mit Behinderungen sich nun in Zeiten des Fachkräftemangels

00:18:30: auch eher trauen, sich bei ihnen zu bewerben beispielsweise? Mein Gefühl ist, dass tatsächlich

00:18:36: sich noch viel zu wenig Menschen trauen. Was unter anderem vielleicht auch daran liegt, dass

00:18:41: sich viele Menschen bei uns bewerben, von denen wir nicht ahnen, dass sie eine Behinderung mitbringen.

00:18:46: Also können wir eigentlich nur dazu ermuntern, öffentlicher damit umzugehen oder selbstverständlich

00:18:52: ja damit umzugehen, sich nicht dafür zu schämen. Jeder hat seine eigenen Erfahrungswerte. Von

00:18:59: dieser Diversität kann man beidseitig profitieren und wir wünschen uns einfach Bewerbende, bei denen

00:19:06: wir gar keine Unterschiede machen und die Bewerbenden sind, dass Diverser kein unserer Team werden und

00:19:13: nur mit dieser Diversität können wir auch erfolgreich unseren Job machen. Es wäre fast schon ein gutes

00:19:18: Schlusswort. Es ist eigentlich schade, dass es jetzt noch weitergeht. Ich hätte gerne noch zwei

00:19:24: Dinge von Ihnen gewusst, nämlich was war die ermutigenste Erfahrung aus den vergangenen Jahren?

00:19:32: Eine schöne Geschichte, die ich vor allem im Ausbildungsbereich erlebt habe, war, dass wir einen

00:19:37: Auszubildenden hatten, einen Mediengestalter für Bild und Ton, der sich primär tatsächlich für die

00:19:43: Settontechnik interessiert hat und man kann sich vielleicht auch als Laie vorstellen. Das hat etwas

00:19:49: damit zu tun, dass man ein gutes Gehör haben sollte und wir haben erst, ich glaube, nach anderthalb

00:19:55: Jahren der Ausbildung, in der er schon häufiger beim Ton eingesetzt war, gemerkt, dass er ein

00:20:01: Hörgerät trägt. Er hatte tatsächlich auch eine Frisur, wo es nicht aufgefallen ist, aber als

00:20:06: wir es dann bemerkt haben und tatsächlich ihn dann auch darauf angesprochen haben, ich kann nicht

00:20:12: sagen, ich habe mich gefreut, weil natürlich tut mir leid, dass er eine Einschränkung hat, aber

00:20:15: dass diese Einschränkung nicht dafür gesorgt hat, dass er seiner Leidenschaft nachgehen konnte und

00:20:19: dass er sich beruflich damit platzieren konnte. Das fand ich eine ganz tolle Erfahrung für uns.

00:20:23: Ich freue mich einfach, dass Kolleginnen im Unternehmen weniger Scheu haben, mich auch anzusprechen.

00:20:29: Ich mache immer Werbung für den Schwerbindendenausweis und helfe den Kollegen auch, ihn zu verlängern oder

00:20:34: sage, wir könnten hier was beantragen. Das wird auch wahrgenommen und das finde ich auch sehr schön.

00:20:39: Da sprechen Sie noch eine ganz große Sache an der Schwerbehindertenausweis.

00:20:43: Der gilt ja in vielen Unternehmen als rotes Tuch, wenn man denkt, wenn ich einmal einen Mitarbeiter

00:20:50: oder eine Mitarbeiterin einstelle, die oder der Schwerbehindert ist, dann ist das wie eine Ehe.

00:20:58: Quasi. Frau Badewig, ist das so? Aber wenn ich das mit einer Ehe vergleiche,

00:21:04: dann überlege ich mir ja auch nicht schon bei der Hochzeit, wie kann ich mich vielleicht von der

00:21:08: Person wieder scheiden lassen. Darüber möchten wir gar nicht nachdenken. Das tun wir auch nicht.

00:21:13: Wir haben damit auch noch gar keine Erfahrungswerte gesammelt und ich glaube,

00:21:17: wir möchten uns nicht schon bei der Einstellung damit beschäftigen im Kopf.

00:21:21: Gedanklich, oh Gott, wie werden wir diese Personen vielleicht irgendwann wieder los?

00:21:26: Das ist ja auch gar nicht unser Ziel. Wir wollen die Leute ja langfristig im Unternehmen halten.

00:21:30: Um einem Klischee zu folgen, würde ich tatsächlich denken, dass Menschen mit Behinderungen haben

00:21:36: sie mal eine ordentliche Anstellung gefunden in einem menschenfreundlichen Unternehmen,

00:21:41: dass sie tatsächlich sehr motiviert sind, dort zu bleiben. Entsprechte es auch ihre Erfahrung,

00:21:47: Frau Badewig? Also wir haben schon Menschen mit Beeinträchtigungen, sag ich mal, gehabt und

00:21:52: Beeinträchtigungen können ja zum Beispiel auch was sein wie ADHS oder eine hochgradige

00:21:58: Hochsensibilität und so sehr wir Kolleg*innen hatten, die eben diese Beeinträchtigungen mitgebracht

00:22:06: haben und die sich lange Zeit bei uns auch wohlgefühlt haben. So hat es sie doch hier und

00:22:10: da auch nicht abgehalten, nochmal das Unternehmen zu wechseln oder den Job zu wechseln. Ich glaube,

00:22:15: man darf einfach nicht zu große Unterschiede machen. Das ist ja im Prinzip das Ziel aller Inklusion.

00:22:24: Was war in dieser Zeit, wo sie gezielt versuchen, diverse Teams aufzubauen?

00:22:30: Die größte Anstrengung, die größte Mühe und das größte Hindernis.

00:22:34: Also ich bin nochmal eine Freundin davon positiv zu denken und erst mal Probleme nicht

00:22:39: als Probleme zu sehen, sondern als Herausforderungen. Ich glaube, eine der größten Herausforderungen,

00:22:44: die wir innerhalb des Unternehmens haben, ist Barrieren im Kopf abzubauen. Natürlich haben

00:22:50: auch wir Mitarbeitende, die die Sorge haben, dass sie manchen Einschränkungen nicht gewachsen sind

00:22:57: und wir verstehen zumindest unsere Personalarbeit so, dass wir als Personalkolleg*innen unterstützen.

00:23:04: Das heißt, wenn wir beispielsweise Auszubildende aus dem Oberlinhaus bei uns begrüßen durften

00:23:10: und wir haben sie nicht nur bei uns in der Personalabteilung eingesetzt, sondern auch in

00:23:13: anderen Teams, dann haben wir vorab natürlich mit den Kolleg*innen darüber gesprochen,

00:23:18: was gilt es vielleicht besonders zu berücksichtigen, aber auch das machen wir mit allen Kolleg*innen.

00:23:24: Und wieder nickt Frau Fenske?

00:23:26: Ja, ich denke, es ist wichtig, diese ganzen Vorurteile und Stereotypen abzubauen und das

00:23:31: können wir nicht nur indem wir darüber reden, sondern indem wir einfach Begegnungen schaffen.

00:23:35: Weil wenn die Leute miteinander reden, merken sie, ach, war ja gar nicht schlimm.

00:23:39: Durch Begegnungen können wir so viel verändern und darauf legen wir großen Wert.

00:23:43: Wollen Sie der IHK, zu der ich jetzt zurückkehre, noch eine Frage mit auf den Weg geben?

00:23:49: Ich frage mich tatsächlich, was kann die IHK noch anbieten, um Unternehmen die Möglichkeit

00:23:57: für berufseinsteigende Mitbehinderungen auch ein bisschen mehr zu erleichtern?

00:24:02: Gibt es eine Sondervermittlung, dass einfach die Menschen, die es eh schon ein bisschen

00:24:07: schwieriger in der Gesellschaft haben, vielleicht auch durch die IHK noch ein bisschen besser

00:24:11: unterstützt werden?

00:24:13: Ja, wir hätten gerne so ein Fachkräftepur von Menschen mit Behinderungen für den Kammerbezirk

00:24:19: und dass der Einstieg in Unternehmen somit auch etwas einfacher gestaltet wird.

00:24:23: Ich danke Ihnen, Frau Fenske und ich danke auch Ihnen, Frau Badewieg.

00:24:26: Das war ein ganz wunderbares Gespräch.

00:24:28: Das nehme ich mit zur IHK Potsdam in der Breitenstraße.

00:24:32: Bis bald.

00:24:33: Hat mich sehr gefreut.

00:24:34: Vielen Dank.

00:24:34: Schön, dass Sie bei uns waren.

00:24:36: Und nun sitze ich in der IHK Potsdam gegenüber Thorsten Steyer vom Fachbereich Unternehmensförderung.

00:24:46: Herr Steyer, Sie haben gehört, was Frau Fenske und Frau Badewieg sich wünschen.

00:24:53: Gibt es da was, was die IHK noch zusätzlich unternehmen kann, um Menschen mit Behinderungen

00:25:01: zu fördern?

00:25:02: Hallo, Frau Schuster.

00:25:03: Das war sehr ermutigend auf jeden Fall der Beitrag und zeigt auch, wie es geht.

00:25:07: Also ganz typisch ist das ja nicht, was die beiden Damen wollen.

00:25:11: Sie wollen eigentlich eine Art Fähigkeiten-Datenbank.

00:25:14: Na, ich habe daraus gehört, dass es darum geht, Personen zu vermitteln.

00:25:19: Und da muss ich ganz klar sagen, das machen wir als IHK nicht.

00:25:23: Das ist ganz klar die Aufgabe der Agentur für Arbeit, der Integrationsfachdienst begleitet

00:25:28: da auch.

00:25:29: Und das sind hoheitliche Aufgaben, da können wir jetzt nicht drin herum wirken.

00:25:33: Aber wir versuchen es halt eben auf andere Wege.

00:25:37: Die Unternehmen vor allem zu sensibilisieren für das Thema Inklusion haben da auch sehr

00:25:42: gute Beispiele bei uns in Unternehmen.

00:25:44: Und das große Thema für eine IHK ist Ausbildung und Weiterbildung.

00:25:48: Und bei der Ausbildung, da gibt es natürlich verschiedene Aktivitäten, die wir da entfalten.

00:25:54: Zum Beispiel gibt es halt eben den Nachteilsausgleich bei Prüfungen für Menschen, die ein bestimmtes

00:26:00: Handicap haben.

00:26:01: Es gibt Ausbildungsregelungen, da muss man sehen, dass eben für bestimmte Berufe dann

00:26:08: geguckt wird.

00:26:09: Natürlich ist das Ziel immer, die Menschen in einen anerkannten Ausbildungsberuf zu bringen.

00:26:13: Aber es gibt 15 Berufsrichtungen, in denen wir diese Ausbildungsregelungen haben.

00:26:19: Das legt die IHK für sich fest.

00:26:21: Da arbeiten wir auch an der Harmonisierung deutschlandweit.

00:26:25: Aber natürlich ist auch eine Frage, inwiefern die Ausbilder dann in den Betrieben auch befähigt

00:26:30: sind, Menschen zu begleiten, die ein Handicap haben.

00:26:33: Wir beraten die Unternehmen auch dann wirklich zu den Themen, die es links und rechts zu einer

00:26:38: Beschäftigung von den Menschen mit Einschränkungen gibt.

00:26:41: Das fängt beim Arbeitsplatz an, beim Aufschließen für das Thema, aber auch bei Förderung und

00:26:48: Ähnlichem.

00:26:49: Und da gibt es einen einheitlichen Ansprechpartner in unserem Haus.

00:26:52: Das ist der Knut Tschernay.

00:26:54: Den kann man kontaktieren, wenn er mal ins Haus kommen soll oder in den Betrieb kommen

00:26:59: soll.

00:27:00: Er erklärt dann, welche Notwendigkeiten es gibt für die Beschäftigung, welche Formalen

00:27:05: erledigt werden müssen.

00:27:06: Das ist schon organisiert, IHK-weit, ich denke auch Handwerkskammerweit in Brandenburg.

00:27:12: Kann die IHK da auch eigentlich finanzielle Unterstützung vermitteln?

00:27:18: Auch da muss man sagen, es gibt ungeheuer viele Förderungen im Land Brandenburg vom Bund

00:27:24: für eine dicke Situation.

00:27:26: Man kann den Arbeitsplatz gestalten und für die technischen Veränderungen da Unterstützung

00:27:32: bekommen.

00:27:33: Man kann für einen neu geschaffenen Arbeitsplatz für jemanden, der schwer behindert ist, bis

00:27:39: zu 30.000 Euro in Brandenburg bekommen, für einen Ausbildungsplatz ins bis zu 12.000.

00:27:45: Ich sage immer bis so, weil natürlich da gibt es auch Abstufungen.

00:27:48: Und das muss man mal ins Verhältnis setzen.

00:27:50: Also im Betrieb der Ab 60 Mitarbeiter hat es halt ja auch eine Ausgleichsabgabe von 720

00:27:57: Euro bzw. nach unten staffelt sich das dann auch nochmal, da ist es geringer.

00:28:02: Wenn nicht jemand mit Behinderungen eingestellt wird?

00:28:06: So als Ab 60 Mitarbeiter muss man 5% der Arbeitsplätze für schwer behinderte Vorhalten.

00:28:11: Und wenn man das nicht erfüllt, dann wird diese Ausgleichsabgabe fällig.

00:28:16: Und da ist es doch, würde ich sagen, einfach vielleicht auch besser, befriedigend, wenn

00:28:21: man das einrichten kann, einem Menschen einfach die Teilhabe zu bieten und eine Perspektive

00:28:27: zu bieten.

00:28:28: Wir hören viele Unternehmen, die Probleme haben Fachkräfte zu finden.

00:28:31: Und ich muss wirklich sagen, der gerade Behinderung, der auf einem Dokument steht, der sagt überhaupt

00:28:37: nichts aus über Leistungsvermögen, über Leistungsbereitschaft schon gar nicht.

00:28:42: Und das ist nicht unbedingt jedes Mal einander gekoppelt.

00:28:45: Bei der Förderung muss man auch sagen, es werden auch Praktika unterstützt.

00:28:50: Und da schon bei der Ufa die Rede von der Ehe war, es gibt ja auch eine Zeit, wo man

00:28:55: die Ehe erst mal erprobt.

00:28:57: Ein Praktikum ist eine Möglichkeit, das wird vom Träger bezahlt.

00:29:00: Da gibt es auch einen Jobcoach, der dann mit ins Unternehmen kommt und einfach mithilft.

00:29:06: Und wir haben sehr viele gute Beispiele.

00:29:08: Also der Bundestag fängt jetzt mit der ersten gehörlosen Abgeordneten an.

00:29:12: Es gibt Unternehmer, da weiß ich, die hatten vor zehn Jahren schon gehörlose beschäftigt

00:29:17: und das quer durch die Branchen, also von der Gastronomie bis zum Industriebetrieb.

00:29:22: Sie haben bei der Ufa auch drüber gesprochen über den Kündigungsschutz.

00:29:27: Und ich fand den Ansatz klasse, dass die Damen gesagt haben, darüber wollen wir jetzt gar nicht reden.

00:29:32: Aber es ist doch ein Thema, was immer wieder kommt, dass man sich dann irgendwie in einer

00:29:37: Situation gegenüber sieht, wo man halt eben, wenn es wirklich nicht passt, sich nicht trennen kann.

00:29:42: Da ist auf jeden Fall so, dass in der Probezeit die Kündigung wie bei jedem anderen Beschäftigten gilt.

00:29:50: Und erst dann, wenn eine Festanstellung greift, dann hat das Integrationsamt mitzusprechen

00:29:55: und die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass er 80 Prozent der Kündigungen bestätigt.

00:30:00: Der Gewinn ist auf jeden Fall für viele Unternehmen diesgewagt haben, viel größer,

00:30:05: denn der Teamgeist in der Belegschaft ist gewachsen.

00:30:08: Sie haben Menschen mit hoher Loyalität, hoher Motivation bekommen und auch mit besonderen Fähigkeiten.

00:30:14: Also versuchen Sie es.

00:30:15: Und machen Sie es in Brattenburg!

00:30:17: Liebe Hörerinnen und Hörer, ich danke Ihnen fürs Einschalten, Herr Steher, Ihnen für die optimistischen Ausblicke.

00:30:24: Und bis bald, sagt Stephanie Schuster.

00:30:26: SWR 2021

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.